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Du bist Abenteurer, Naturliebhaber oder interessierst dich für Urvölker und uralte Traditionen? Dann ist ein West Papua Urlaub genau das Richtige für dich! In West Papua leben zahlreiche teils noch sehr abgeschiedene Urvölker, die nach wie vor im Einklang mit der Natur und völlig abgeschnitten von jeglicher Technik leben. So z.B. die Korowai, die ich während meines West Papua Urlaubs ebenfalls besuchen konnte.
In diesem Beitrag nehme ich dich mit auf eine Reise in die Berge des Baliem Valleys und zum Dani-Volk. Begonnen hat diese Reise mit dem Flug von Yaniruma nach Wamena. Schon im Landeanflug konnte ich den wilden Baliem Fluss und die schönen Berge sehen.
Ankunft auf dem Flughafen von Wamena
Der Flughafen von Wamena ist verhältnismäßig modern und groß. Das ist der Tatsache geschuldet, dass Wamena überhaupt nicht per Auto oder LKW zu erreichen ist. Alles muss eingeflogen werden – jedes Hemd, jede Hose und alles, was du dort sonst noch so kaufen kannst. Und es gibt viele Supermärkte und kleine Shops, die eine Vielzahl von Dingen anbieten. Sobald du gelandet bist, siehst du rechts und links von der Landebahn alte Flugzeuge, die ausrangiert wurden. Da von dort nichts abtransportiert werden kann, bleiben kaputte Flugzeuge einfach liegen. Es gleicht ein bisschen einem Flugzeug-Friedhof. Sowas habe ich zuvor noch nie gesehen.
Angereist bin ich mit meiner Reisegruppe, mit der ich zuvor ebenfalls im Dschungel der Korowai gewesen bin. Dies sollte der zweite Teil unserer unvergesslichen Reise von Dr. Weiglein Expeditions werden. Wir stiegen also alle aus dem Flieger, der uns mehr oder weniger direkt neben unserem 4×4-Bus abgesetzt hatte. Der kleine Bus ohne Fenster gehörte zum Baliem Valley Resort, welches für die nächsten 3 Nächte unsere Bleibe sein würde. Die erste Dusche nach 1 Woche Dschungel wartete auf uns. Juhuuu! 🙂
Die Rucksäcke wurden bereits von den Mitarbeitern des Resorts auf den Bus geladen und festgeschnallt als wir einstiegen. Los ging die Fahrt durch das wilde und hektisch anmutende Wamena. Erster Stopp: EIN SUPERMARKT! Wir alle strömten als aller erstes in Richtung Kühlschrank und nahmen uns gekühlte Getränke. Du kannst dir nicht vorstellen, wie toll kalte Cola nach einer Woche Dschungel schmeckt.
Nachdem alle versorgt waren, folgte eine anstrengende Fahrt bis zum Resort, das weiter oben in den Bergen lag. Die Straße dorthin war alles andere als gut. Wir wurden ganz schön durchgeschüttelt. Für wenige Kilometer benötigten wir ca. 1 Stunde. Die holprige Fahrt führte durch das riesige Grundstück des Resorts. Endlich oben angekommen, freuten wir uns alle auf die Dusche. Also schnell den Zimmerschlüssel geschnappt und ab aufs Zimmer.
West Papua Urlaub: Unterkunft im Baliem Valley
Ich verbrachte die Nächte im Baliem Valley Resort. Besonders beeindruckend ist der Restaurantbereich. Über viele Jahre gesammelte Werke verschiedener Völker wie z.B. der Asmat zieren die Wände und Decken. Es gibt viel zu sehen.
Vor dem Restaurant wartet eine große Terrasse mit einem grandiosen Blick auf das Tal auf dich. Sicherlich ein toller Abschluss deines West Papua Urlaubs. Im Hintergrund siehst du die Berge und davor Wamena mit seinen funkelnden Lichtern. Ansonsten ist alles weit und breit grün.
Obwohl die Natur hier ebenfalls ihre Reize hat, bin ich eben doch eher das Dschungelkind. Für mich war das Klima in den Bergen ein wenig zu kühl muss ich sagen. Ich hatte nur eine Fleecejacke mit. Das war definitiv zu wenig. Also für die Frostbeulen unter euch: nehmt vllt. eine zweite warme Jacke oder einen Pulli mit 😉
Die frei stehenden Bungalows des Resorts sind schön eingerichtet und haben ein tolles Badezimmer, wenn auch man sieht, dass es die ein oder andere Baustelle gibt. Logisch, wenn alles eingeflogen werden muss und man daher nicht so schnell voran kommt. In meinem Bungalow hatte ich außerdem nicht immer heißes Wasser und bin zum Duschen auf andere Bungalows ausgewichen.
Das Essen gab es immer im Restaurantbereich, zusammen mit den anderen Teilnehmern der Reise. An einem Abend gab es sogar frische Flusskrebse – mega lecker. Ansonsten gab es meist Pommes, Gemüse, Reis und etwas Fleischiges dabei. Und die leckerste Ananas, die ich je gegessen habe.
Das Schweinefest bei den Dani
Nach einer Wanderung am Folgetag, konnten wir am übernächsten Tag Beobachter eines traditionellen Schweinefests sein. Ich kann dir sagen, das ist nichts für schwache Nerven. Der Tag beginnt mit einer kurzen Wanderung zu einem der Dani-Völker, die auf dem Gelände des Baliem Valley Resorts leben. In unserem Fall war es eine sehr kurze Wanderung von max. 20 Minuten. Dann standen wir plötzlich auf einer Art kleiner Lichtung. Wir waren am Schauplatz angekommen, denn bevor das eigentliche Schweinefest begann, zeigten uns die Dani ihre traditionellen Kämpfe. Natürlich nur zur Schau.
Währenddessen kletterte Melius, der Stammesführer, auf einen hohen Pfahl. Ein unglaubliches Fotomotiv, wenn gutes Wetter ist.
Es ist zwar mega spannend, ihnen dabei zuzusehen, vor allem wegen der Körperbemalung und ihres Kopfschmucks. Doch tatsächlich machen sie das nur für die Touristen. Nach der authentischen Woche im Dschungel kam mir das irgendwie ein bisschen fremd vor. Nichtsdestotrotz ein schönes Schauspiel, vor allem für Fotoliebhaber. Hier warten ganz besondere Motive auf dich. Besonders Melius, der Stammesführer, gibt mit seinem Kopfschmuck ein tolles Bild ab.
Nachdem das Kampfschauspiel nach ca. 20 Minuten vorbei war, begrüßte uns jeder einzelne mit vielen „wa, wa, wa, wa’s… 🙂 Dieses Wort benutzen die Dani sehr häufig um vielerlei Dinge auszudrücken. Dass etwas gut ist, hallo, etc. Super für uns, denn das konnten wir uns schnell merken. Anschließend folgten wir ihnen bis in ihr Dani-Dorf, nur wenige Meter entfernt.
Wie durch eine Art kleinen Torbogen kletterten wir auf den kleinen Dorfplatz. Dort warteten bereits die Dani Frauen auf uns, wunderschön geschmückt und teilweise traditionell bemalt. Sie sangen für uns und feierten das Schweinefest. Ich weiß nicht warum, aber ich verfalle immer in tiefe Gedanken, wenn ich die Menschen in West Papua singen höre. So war es auch beim Gesang der Dani Frauen. Sie sangen verschiedene Lieder, in einer Sprache, die natürlich keiner von uns verstand. Trotzdem war es wunderschön.
Nach der Willkommenszeremonie haben uns auch die Dani-Frauen persönlich begrüßt. Die Männer rauchten derweil Tabakblätter. Melius machte auf traditionelle Weise Feuer für das große Schweinefest. Dabei zieht er eine Art Bambusseil immer wieder über einen Stock bis die Reibung schließlich so heiß wird, dass Feuer entsteht. Dieses wurde dann später für das Lagerfeuer benötigt, auf dem die heißen Steine vorbereitet wurden. Dazu aber gleich mehr.
Natürlich hatten wir vor Beginn des Schweinefests ebenfalls die Chance mit den Dani Fotos zu machen. Ich weiß garnicht, wie viele Bilder ich an diesem Tag gemacht habe, aber es waren sehr viele. Der tolle Kopfschmuck und die markanten Gesichter der Dani geben tolle Motive ab. Die meisten Bilder findest du schon bald auf meinem Instagram-Profil.
Im Anschluss begann das eigentliche Schweinefest. Das ist absolut nichts für schwache Nerven. Bei der Tötung eines Tieres dabei zu sein ist keine leichte Erfahrung. Trotzdem denke ich, dass es jeder einmal mit erlebt haben sollte, der Fleisch isst. Wir stellten uns also alle am Rand auf und das Schwein wurde frei gelassen. Der Dorfplatz ist so gebaut, dass es an den Seiten keinen Ausgang für das Tier gab. So dachten zumindest alle. Doch das Schwein lief wie verrückt durch die Gegend bis es plötzlich ein Loch fand und weg lief.
Unser Guide erzählte uns, das sie das Tier normalerweise nicht laufen lassen, sondern es ziemlich schnell hinter sich bringen, sodass kein Stress ausbricht. Das war hier leider nicht so. Die Männer liefen dem Schwein hinterher und fingen es wieder ein. Es schien zu ahnen, was ihm blühte, denn es schrie wie am Spieß. So etwas hatte ich noch nie gehört. Dann hielten sie es mitten auf dem Dorfplatz nach oben, einer die Vorderbeine und einer die Hinterbeine. Und dann kam der Stammesführer Melius mit Pfeil und Bogen näher. Das Schwein schrie immer lauter bis er schließlich zum Schuss ansetzte und dem Tier mitten ins Herz schoss. Es gab nochmals einen lauten Aufschrei und nach wenigen Minuten war alles vorbei.
Ich muss ehrlich sein. Ich hatte einen großen Klos im Hals und möchte euch die Details des Moments ersparen. Aber so ist nunmal die Tradition und die Menschen brauchen etwas zu essen. Selbst die Kleinsten haben keine Berührungsängste mit dem Tod und bei dem toten Tier. Im Gegenteil, sie fassen sogar mit an und lernen. Schwein gibt es nicht allzu oft, denn das ist sehr teuer. Nach wenigen Minuten der Beklommenheit wurde die Stimmung wieder lockerer. Es folgte das Ausnehmen des Tieres auf traditionelle Weise und mit einem Messer, gefertigt aus Bambus. Ich war überrascht, dass es schnitt, wie ein Skalpell. Doch zuvor hatte Melius sich noch seine Trophäen vom Schwein abgeschnitten, den Schwanz und die Ohren. Diese werden traditionell in den Hütten aufgehängt.
: wenn du dich für das traditionelle Schweinefest interessierst, dann lass dir unbedingt ein solch privates Fest mit wenigen Touristen organisieren. Die großen Feste im Gebirge, die jedes Jahr zahlreiche Besucher aus aller Welt anlocken, können garnicht so gut sein, wie solch ein kleines Fest. Hier kannst du den Menschen näher kommern und hast viel Zeit für tolle Fotos.
Während des ganzen Prozesses loderte nebenan ein Feuer, auf dem Steine heiß gemacht wurden. Die Frauen leerten außerdem die Kochgrube. Ein seltsamer Geruch stieg aus dem Loch. Nichts für meine Nase, doch später würde ich genau aus diesem Loch ein Stück Schweinefleisch und Gemüse probieren.
Anschließend wurden saubere und essbare Farne hineingelegt. Ebenso Süßkartoffeln und Maiskolben. Schicht für Schicht folgten nun heiße Steine, Gemüse und auch die Überbleibsel des Schweins.
Umhüllt wurde alles mit Farnen und Blättern bis sich das Konstrukt zu einem kleinen Turm entwickelte. Dieser wurde mit einer Kordel umschlossen, sodass alles fest war. Ca. 1 Stunde garte das Essen nun.
Währenddessen konnten wir uns die Hütten der Dani anschauen. Traditionell gibt es eine Frauen- und eine Männerhütte. Außerdem eine weitere große Hütte, die einer Art Gemeinschaftsraum ähnelte. Auch ich warf natürlich einen Blick rein und setzte mich zu den Dani. Du kannst dir nicht vorstellen, wie die Menschen dort leben. Durch das ständig lodernde offene Feuer und das viele Rauchen waren die Decken der Holzhütten pechschwarz. Es sah fast so aus als hätte man eine Schicht schwarzen Teer darüber gestrichen. Das kann nicht gesund sein.
Besonders in der Hütte der Männer war es heftig. Gebückt ging ich hinein, denn der Eingang war sehr klein. Darin saßen alle Dani-Männer versammelt, jung und alt, und rauchten Zigaretten und Tabakblätter. Ich setzte mich auf den Boden und beobachtete das Geschehen. Ich war plötzlich mitten drinnen. Die hölzerne und ebenfalls verteerte Decke direkt über meinem Kopf. In der Luft lagen leichte Rauchschwaden. Die Decke über mir war gleichzeitig der Boden des Schlafplatzes der Herren. Unvorstellbar, dass sie in diesem Rauch und vor allem auch in dieser Enge schlafen können.
Während wir alle da so saßen, die Dani und ich, spielten einige Männer auf Ukulelen und summten vor sich an. Einfach nur surreal und toll, dort mit den Dani in ihrer Hütte zu sitzen. Ein absolut unvergessliches Erlebnis.
Lasst uns essen
Nach ca. 1 Stunde kamen alle Dani wieder aus ihren Hütten und versammelten sich auf dem Platz. Die Frauen reihten sich erneut auf um zu singen. Ich liebte es. Das Essen war nun so gut wie fertig, und das musste zelebriert werden. Nachdem die Frauen den schönen Gesang beendet hatten, ging es auf den Höhepunkt des Schweinefests zu. Die Frauen entfernten so langsam Farn für Farn und Schicht für Schicht der Blätter, die um das Gemüse und das Schwein gewickelt waren. Schon nach wenigen Minuten war alles freigelegt.
Bei den Dani ist es üblich, dass die Männer das Schwein bekommen, und die Frauen das Gemüse. So saßen also die Geschlechter beim Essen ein wenig auseinander auf dem Boden. Die Jungs lutschten jedes kleinste Stück Fleisch von den Knochen ab, während die Frauen genüsslich Farne, Süßkartoffeln und Maiskolben aßen. Es war wie ein einziger grüner Teppich aus Farnen, und darauf saßen alle Frauen des Dani-Stammes.
Sobald die Männer fertig waren, gaben sie den Rest des Schweins ebenfalls an die Frauen. Auch wir bekamen zuvor ein kleines Stück ab. Ehrlich gesagt hatte ich Bedenken dieses Fleisch aus der Grube zu essen, doch natürlich wollte ich alles mitnehmen, was ging 😉 Wann sonst werde ich nochmal zu einem Schweinefest kommen? Wohl niemals mehr. Also habe ich das Schwein probiert. Ebenso die Süßkartoffeln und einen Maiskolben. Es war garnicht so schlecht, aber aufgrund der Kulisse und der Schlachtung war mir sowieso ein bisschen flau im Magen. Ich habe also nicht allzu viel gegessen.
Noch während die Dani dort saßen und aßen, verließen wir das Dorf. Alle winkten uns noch einmal zu, und dann gingen wir zurück in Richtung Resort.
Auch dieser Tag war wieder so voller Eindrücke, dass ich erstmal alles auf mich wirken lassen musste, was ich in den Bergen von West Papua heute gesehen, erlebt, gehört, gerochen und auch probiert habe. Eine unvergleichliche Reise!
Ich kann dir sagen, dass ein West Papua Urlaub etwas ganz Besonderes ist. Egal, ob der tiefe grüne Dschungel, oder die kühlen Berge um Wamena. Es ist ein einzigartiger und mystischer Ort am anderen Ende der Welt. Wenn du Abenteurer bist und gerne Neues ausprobierst, dann solltest du unbedingt über einen Urlaub in West Papua nachdenken.
In diesem Sinne…. „wa, wa, wa…“
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