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Rosa Flussdelfine, Seekühe, malerischer Dschungel und „schwimmende Wälder.“ Mit ein bisschen Glück erlebst du all das auf deiner Amazonas Reise in den kolumbianischen Regenwald. Na, Lust auf mehr? 😉
Zu meiner Amazonas-Reise gibt es auch ein Youtube-Video.
Ich habe schon viele Regenwälder auf meinen Reisen sehen und besuchen dürfen, aber der Amazonas-Regenwald toppt Vieles. Er ist einfach so unendlich groß. So weit das Auge reicht nur Grün, Grün, und noch mehr Grün. Ein absolutes Naturparadies am Ende der Welt. Das unglaubliche Ausmaß wird bereits bei der Anreise per Flugzeug klar.
In diesem Beitrag findest du einen ausführlichen Erfahrungsbericht mit vielen hilfreichen Tipps für die Planung deiner Amazonas-Reise. Natürlich findest du hier auch zahlreiche Infos über die Geschichte des Amazonas und seiner menschlichen und tierischen Bewohner.
Planung Amazonas Reise
Meinen Kolumbien-Urlaub, und somit auch meine Amazonas Reise, habe ich wegen persönlichen Zeitmangels damals über eine Agentur in Deutschland organisieren lassen. Sowohl die Guides als auch der gesamte Service von Travel to Nature waren super. Wenn du also eine organisierte Reise in Deutschland buchen möchtest, dann kann ich dir Travel to Nature empfehlen.
Solltest du bereits vor Ort sein oder auf eigene Faust reisen, dann kannst du dich bei Ecodestinos vor Ort melden. Auch der Amazonas-Teil meiner Kolumbienreise wurde mit Ecodestinos organisiert.
Tag 1: Anreise und Details zu Leticia
Anreise von Bogotá nach Leticia
In meinem Fall startete die Amazonas Reise in Bogotá. Allerdings kannst du auch aus jeder anderen Stadt anreisen, die einen Flughafen hat. Das kolumbianische Amazonas-Gebiet ist nämlich nur auf dem Luft- oder Wasserweg zu erreichen, da es so abgelegen im Süden des Landes liegt.
Um 7:00 Uhr gab es Frühstück im Hotel Casa Deco*. Das Hotel kann ich übrigens sehr empfehlen. Von außen recht unscheinbar, verbirgt sich im Inneren ein schnuckeliges kleines Hotel der Mittelklasse. Die Zimmer umgeben einen lichtdurchfluteten und mit Pflanzen geschmückten Innenhof.
Auf dem Dach befindet sich eine Dachterrasse mit vielen Pflanzen und Sitzmöglichkeiten. Bei gutem Wetter hast du einen tollen Blick über Bogotá.
Auch das Frühstück war super. Leckerer kolumbianischer Kaffee, Croissants, Eier, und frische Früchte.
Um 9:00 Uhr holte mich ein Fahrer am Hotel ab und brachte mich zum Flughafen in Bogotá. Du kannst dir alternativ ein Taxi im Hotel rufen lassen, oder aber die Taxi-Apps benutzen. Ich persönlich nutze Uber. Eine weitere Alternative in Bogotá ist Tappsi (Playstore / App Store). Letztere kenne ich persönlich aber nicht.
Von Bogotá aus ging es dann mit Avianca* nach Leticia. Leticia ist das Tor zum Amazonas und die letzte größere Siedlung bevor es dann nur noch per Boot weitergeht. Möchtest du also deine Amazonas Reise von Kolumbien aus starten, dann wirst du in jedem Fall in Leticia landen.
Der Flug dauerte ca. 1 Stunde und 40 Minuten mit zahlreichen Turbulenzen. Doch als diese überstanden waren und das Flugzeug den Landeanflug begann, wurde mir klar, wo ich eigentlich war…
….Im größten zusammenhängenden Regenwald dieser Erde.
Einfach magisch. Unter mir nur unendliches Grün, in der Ferne einige Regenwolken, die für eine mystische Stimmung sorgten.
Tipp: Du magst den Regenwald und die Natur? Vielleicht ist dann das Trekking zur Ciudad Perdida etwas für dich 😉 Ein ebenfalls unvergessliches Abenteuer, das du in Kolumbien unbedingt erleben solltest!
Als ich aus dem Flieger stieg, lief ich wie gegen eine Wand. 35 °C und an die 90 % Luftfeuchtigkeit. Ja, ich war definitiv im Regenwald angekommen.
Nur wenige Meter musste ich über das Rollfeld laufen bis ich dann in der kleinen Ankunftshalle ankam. Dort ratterte ein altes Gepäckband, das sich so nach und nach mit den Gepäckstücken aus unserem Flugzeug füllte. Auf der Außenseite des Gebäudes suchte ein Drogenspürhund jedes einzelne Gepäckstück ab.
Während ich also wartete, sprühte ich mich schonmal mit Moskito-Spray* ein. Auch die Sonnencreme* kam zum Einsatz, denn die Sonne brannte ganz schön.
Nach ca. 15 Minuten kam dann auch mein Backpack*
Schnell angezogen und ab Richtung Ausgang. Doch noch kurz davor wurde ich abgefangen und gebeten meine Tourismusgebühr zu zahlen. Ups, vergessen. Also nochmal schnell ein paar Meter zurück. Ich wusste, dass diese Gebühr fällig werden würde, aber in meiner Vorfreude hatte ich den Schalter einfach übersehen 🙂
Also ging ich zu dem nicht ganz offensichtlichen Schalter für die Bezahlung der Tourismusgebühr für das Amazonas Gebiet. Zu diesem Zeitpunkt (März 2019) lag sie bei 35.000 COP (ca. 9,50 €).
Unterkunft in Leticia
Als ich aus dem Flughafengebäude kam, wartete dort bereits mein Guide auf mich, Juan. Er sollte mich die nächsten 4 Tage begleiten. Als erstes ging es per Taxi ins Hotel Amazon B&B*. Das kleine schnuckelige Hotel liegt mitten in Leticia.
Hinter dem Empfangsbereich liegt ein kleiner Garten und der offene Essensbereich. Die Holzbungalows stehen um den Garten herum. Es ist ruhig und eine kleine Oase mitten in Leticia.
Leticia ist nicht wirklich touristisch und nur vereinzelt sieht man Touristen herumlaufen. Entsprechend erschien mir auch das Hotel- bzw. Hostelangebot auch noch recht überschaubar.
Das Hotel Amazon B&B* kann ich dir aber wärmstens ans Herz legen. Die Bungalows sind sehr schön. Es gibt im Eingangsbereich des Bungalows eine Hängematte. Im Hauptraum steht ein großes Bett. Auch Safe und Deckenventilator sind vorhanden. Ebenso ein Kühlschrank, in dem du trinkbares Wasser (spanisch: Agua potable) findest. Die Mitarbeiter sind alle sehr freundlich. Es hilft allerdings, wenn du Spanisch kannst, da Englisch hier wenig bis garnicht verbreitet ist.
Aktivitäten in Leticia
Der Ort Leticia selbst war eigentlich eher eine Zwischenstation, bevor es am nächsten Tag auf den Fluss gehen sollte.
Nichtsdestotrotz kannst du dir die Zeit einen Tag lang recht gut vertreiben. Viele mehr Zeit würde ich persönlich hier nicht einplanen.
Bei einem Spaziergang durch den Ort ging es durch einen schönen Park und vorbei an der Kirche des Ortes. Gegen einen kleinen Aufschlag darfst du in den Glockenturm, um von oben Fotos zu machen.
Ich persönlich hatte mich jedoch dagegen entschieden.
Neben dem zentralen Park befand sich ein Fußballplatz. Es fand gerade ein Turnier der Frauen statt. Juan erklärte mir, dass die Frauen dort im Fußball sehr stark seien. Es ging in jedem Fall ordentlich zur Sache.
Später ging es in Richtung Fluss. Wir balancierten zunächst über einige wackelige und dünne Holzstege, die die Einheimischen über der Uferregion des Flusses gebaut hatten. Da gerade Regenzeit war, stand das Wasser unter den Häusern und Stegen hoch.
Da ich meinen Gleichgewichtssinn manchmal nicht traue, habe ich erstmal die Kamera im Dry-Bag* verstaut. Nach ca. 10 Minuten wurde das Laufen dann aber wieder einfacher. Wir kamen auf einer Art asphaltiertem Steg an. Auch hier reihten sich die Häuser der Einheimischen entlang des Steges.
Tipp: Die beste Reisezeit für das Amazonas-Gebiet ist zum Ende der Regenzeit, ca. ab Juli. Nichtsdestotrotz würde ich persönlich auch im März wieder dorthin reisen.
Juan erzählte mir, dass die Einheimischen während der Regenzeit manchmal sogar ihre Häuser verlassen müssen, weil das Wasser am Ufer so hoch steigt. Die Spuren an den Bäumen verrieten, wie hoch es steigen kann (ca. 7-8 Meter über Normallevel).
Ich war mitten drinnen im Leben der Einheimischen. Hier spielten die Kinder im Wasser und dort fischte ein Mann in seinem Boot direkt vor seinem Haus. Es war schön das alles mitansehen zu können. Es schien ein einfaches Leben zu sein, doch die Menschen wirkten glücklich und waren freundlich.
Allerdings wurde der Anblick hier und da von Müll gestört. Immer wieder sah ich vereinzelt Plastikflaschen umher schwimmen. An manchen Stellen hatten sich kleinere „Inseln“ aus Müll gebildet. Es ist wirklich schade. Du bist mitten im Amazonas, und dann siehst du da plötzlich Müll 🙁
Juan erklärte mir, dass die Müllentsorgung hier ein echtes Problem sei. Es ist schwer den Müll von dort wegzubekommen, da der Ort so abgelegen ist. Und natürlich spielt auch der verhältnismäßig geringe Bildungsstand der Menschen eine Rolle. Sie wissen manchmal garnicht, wie schlecht Plastik für die Umwelt ist.
Hier und da behilft man sich mit der Wiederverwendung von Plastik. Recycling wird auch hier immer weiter geschult.
Restaurants in Leticia
Es gab einige kleine Restaurants, die zum Essen einluden. Juan empfahl mir das „El Santo Ángel*“ zum Abendessen.
Es stellte sich heraus, dass dort offensichtlich alle Reisenden des Ortes zusammenkamen. Obwohl nur wenige Tische belegt waren, waren die Gäste auf der Terrasse ausschließlich Touristen.
Vielleicht empfehlen die Guides und Hotels dieses Restaurants pauschal für Reisende. Das Essen war nämlich in jedem Fall sehr gut. Viele der anderen Restaurants wirken eher einfach. Da ich an dem Tag aber ohnehin ein wenig müde war, wollte ich auch garnicht lange suchen, sondern verließ mich auf die Empfehlung von Juan. Das Restaurant lag außerdem direkt gegenüber von meinem Hotel.
Wenn du allerdings eine lokale authentische Restauranterfahrung suchst, dann solltest du dir mehr Zeit nehmen als ich. Die Veggie-Lasagne und das Lachs-Ceviche waren super lecker 🙂
Sicherheit in Leticia
Mein Eindruck war, dass in Leticia viel Polizeipräsenz herrschte. Ich fühlte mich also zu jeder Zeit sicher, auch abends. Ich war zwar damals mit Guide unterwegs, würde den Ort aber auch jederzeit wieder auf eigene Faust besuchen.
Tag 2: Aufbruch ins Amazonas Abenteuer
Um ca. 6:00 Uhr wurde ich vom Gezwitscher der Vögel im Garten wach. Die Sonne bahnte sich bereits den Weg durch die Schlitze in den Holzwänden meines Bungalows. Der Hahn krähte und die Papageien flogen umher.
Es gab erneut sehr gutes Frühstück, direkt im Garten des Hotels. Im kleinen Teich neben meinem Tisch plantschten ein paar Enten wild umher.
Der lokale Markt von Leticia
Um 8:00 Uhr war Juan da und es ging per Taxi in Richtung Hafen. Der Fahrer setzte uns auf einer hektischen Straße, kurz vor dem lokalen Markt ab. Ich schnallte mir meinen großen Backpack auf den Rücken, und meinen kleinen Rucksack
Ich bin immer wieder fasziniert von diesen Märkten. Wir hier in Deutschland machen uns so viele Gedanken über Hygiene und Sauberkeit. Geht man über so einen Markt mitten im Amazonas-Gebiet, dann ist es fast so als würden die Einheimischen uns belächeln 🙂
Egal, ob frischer Fisch, Gemüse oder Obst. Alles liegt wild verteilt auf gekachelten Verkaufstresen oder gar auf dem Boden. Und trotzdem, frischeren Fisch als hier in Leticia wirst du wohl kaum irgendwo essen. Immerhin wird er frisch aus dem Amazonas angeliefert. Auch ich habe einige ganz tolle Fischgerichte vor Ort probiert.
Aber Achtung: Es gibt hier für bestimmte Fischarten besondere Regelungen zum Fang, da sie stark gefährdet sind. So zum Beispiel der größte Fisch vor Ort, der „Pirarucú.“ Nur in lizensierten Restaurants darf er angeboten werden. Diese kaufen den Fisch aus nachhaltiger Züchtung. Sollte dir dieser Fisch also angeboten werden oder auf der Speisekarte stehen, dann sei ruhig ein wenig skeptisch und frag nach.
Ich lief also noch ein wenig über den Markt und saugte die Eindrücke und Gerüche in mich auf. Es war wie in einer anderen Welt. Nimm dir die Zeit und lass das emsige Treiben um dich herum auf dich wirken. Und erinnere dich daran, wo du eigentlich gerade bist. Ist das nicht wunderbar?
Anschließend liefen wir weiter in Richtung Hafen. Es waren noch ca. 20 Minuten bis unser Boot um 9:00 Uhr ablegen sollte. Es war ein öffentliches Boot, das du ebenfalls nutzen könntest, wenn du auf eigene Faust unterwegs bist. Auch in meinem Boot saßen ein paar andere Reisende. Das Boot fährt bis nach Puerto Nariño.
Bootsfahrt von Leticia ins Calanoa Reservat
Pünktlich legte das Speed-Boot ab. Zunächst ging es langsam heraus aus dem Hafen, raus auf den riesigen Río Amazonas. Dort angekommen befanden wir uns quasi in internationalen Gewässern, denn Leticia liegt direkt im Dreiländereck (Trifrontera) von Kolumbien, Brasilien und Peru. Links von mir lag die brasilianische Stadt Tabatinga, hinter mir Leticia und auf der anderen Flussseite lag Peru. Irgendwie verrückt.
Tipp: Wenn du von Leticia auf dem Wasserweg weiter in ein anderes Land reisen möchtest, dann musst du dir vorab einen Ausreisestempel holen. Diesen gibt es im Flughafen von Leticia. Dort befindet sich das Büro der Einreisebehörde. Nicht zu verfehlen. Auf planetenreiter.de findest du zur Ein- und Ausreise-Thematik an der Trifrontera viele weitere Details.
Für mich persönlich war der Ausreisestempel nicht relevant, da ich nach meinem Aufenthalt im Calanoa Reservat nach Leticia zurückkommen würde. Nachdem wir einen kurzen Stopp auf der peruanischen Seite eingelegt hatten, ging es also ab auf den Amazonas. Aufregend!
Der Fluss und seine unendliche Größe waren einfach nur beeindruckend. An der größten Stelle hier hat der Fluss eine Breite von unglaublichen 1,5 km. Allerdings ist das noch nichts im Vergleich zu seinen Ausläufern in den Atlantik, wo er sich auf über 100 km erstreckt.
Und trotzdem schienen mir die 1,5 km schon unfassbar groß. Überall nur Wasser und an den Ufern der Dschungel, soweit das Auge reichte. Traumhaft schön.
Auf der Fahrt zu meiner nächsten Lodge, der Calanoa Lodge*, stoppte das Boot einige Male, um Einheimische aussteigen zu lassen. Mitten im Nirgendwo tauchten plötzlich kleinere Dörfer auf. Kinder spielten an den Ufern und winkten uns zu.
Doch auch auf dem riesigen Amazonas schwammen hier und da Plastikflaschen vorbei.
Unterkunft während meiner Amazonas-Reise: Calanoa Lodge
Nach ca. 1 Stunde und 20 Minuten kam das Boot an der Calanoa Lodge an. Vom Wasser aus war sie kaum zu sehen. Lediglich ein kleiner unscheinbarer Holzsteg war zu erkennen. Hier wartete bereits der Manager der Lodge, um uns zu begrüßen.
Er brachte uns zum Hauptbereich der Lodge, dem Essensbereich, der gleichzeitig auch als Empfang diente. Dort gab es erstmal einen leckeren Willkommens-Drink.
Die Lodge ist ein absoluter Traum für Naturliebhaber. Sie liegt weit weg von jeglichem Dorf oder ähnlichem, mitten im Amazonas-Regenwald Kolumbiens am Río Amazonas. Zur Begrüßung kam gleich mal eine Gruppe Totenkopfäffchen vorbei.
Juan erklärte mir, was wir die nächsten Tage vor Ort alles machen werden. Ich freut mich riesig auf das, was noch kommen sollte. Insgeheim hoffte ich sehr darauf, die rosa Flussdelfine zu sehen, die nur dort im Amazonas leben.
Tipp: Nimm dir Gummistiefel mit. Die Wanderungen rund um die Lodge im Calanoa Reservat sind mit Wanderschuhen teilweise nicht zu machen, vor allem in der Regenzeit.
Nach der kurzen Einweisung brachte mich ein Mitarbeiter der Lodge zu meinem Bungalow – DER ABSOLUTE WAHNSINN! Vom Bungalow aus hatte ich einen super Blick auf den Fluss. Die Häuschen sind alle offen gehalten. Nur Wände aus Moskitonetzen trennen dich vom Dschungelleben. Du bekommst also jedes Geräusch mit. Und am Morgen schaust du aus deinem Bett raus auf den Amazonas. Ein absolutes Muss bei einer Amazonas Reise 😉
Ausflugsmöglichkeiten im kolumbianischen Amazonas-Gebiet
Ich hatte nur 2 Nächte in dieser traumhaften Region. Also ging es eine halbe Stunde später schon wieder los zum ersten Ausflug. Also rein in die Gummistiefel und losmarschiert.
Besuch des Dorfes Mocagua
Wir liefen durch das Reservat in den angrenzenden Ort namens Mocagua. Insgesamt leben dort 5 verschiedene indigene Stämme: Tikuna, Jaguar, Huitoto, und die anderen beiden Namen habe ich mir leider nicht aufgeschrieben. Entsprechend bunt ist der Ort und entsprechend unterschiedliche Sprachen bzw. Dialekte werden hier gesprochen.
Eine Tikuna-Indianerin zeigte uns den Ort und erzählte einiges über die Geschichte der Indigenen.
Ich wunderte mich über die zahlreichen bunt bemalten Häuser. Sie erklärte mir, dass die Malereien auf den Häusern die Berufsgruppe des Hausbesitzers darstellten. Diese helfen ihnen bei der Wahl ihres Partners. Nach ihrer Tradition dürfen nämlich nur zwei Menschen mit unterschiedlichen Berufsgruppen heiraten.
Früher waren die Indigenen allesamt Jäger. Doch nach und nach üben sie sich im Eco-Tourismus. Sie heißen kleine Reisegruppen oder Individualreisende in ihrer Community willkommen und zeigen ihnen ihre Lebensweise. Neben dem Einkommen für die Indigenen bietet dies aber noch einen weiteren Vorteil. Die Jäger jagen nicht mehr. Das kommt den zahlreichen gefährdeten Tierarten zugute.
Wilderei war und ist ein großes Problem im Amazonas-Gebiet, sodass zahlreiche Tiere auch dort vom Aussterben bedroht sind. Jedes nicht getötete Tier ist also Gold wert.
Die besondere Verbindung der Indigenen zum Wald
Bereits am ersten Tag in Leticia hatte mir Juan von der besonderen Verbindung der Indigenen zum Wald und zum Amazonas berichtet. Er bat um Verständnis und Respekt für ungewohnte Sichtweisen und die Traditionen der Menschen vor Ort. Für mich ist das ehrlich gesagt selbstverständlich, aber ich hatte den Eindruck, dass er auch schon andere Reisende betreut hat, die es mit dem Respekt nicht so ernst nahmen.
Der Spaziergang durch Mocagua ließ mich an der ein oder anderen Stelle nur erahnen, wie eng die Menschen wirklich mit der Natur verbunden sind.
Juan hatte mir erzählt, dass sie immer um Erlaubnis bitten, wenn sie den Wald betreten. Sie wissen, dass sie Gast in einer besonderen Welt sind. Und genauso verhalten sie sich auch. Sie begegnen dem Wald mit Respekt. Umso verwunderlicher war für mich das Plastikproblem, das man in Mocagua allerdings bereits angegangen war.
Es gibt viele Legenden und Geschichten, an die die Menschen hier glauben. So ist die Anaconda z.B. die Hüterin des Dschungels. Ohne sie kann der Kreislauf des Lebens dort nicht funktionieren.
Der rosa Flussdelfin, die Einheimischen nennen ihn „boto„, ist eine menschenähnliche Kreatur, die in Unterwasser-Städten lebt. Nachts kommt sie in männlicher Menschengestalt an Land, um die jungen Damen zu verführen.
Es gibt zahlreiche Legenden wie diese, an die die Indigenen glauben. Du solltest diesen Ansichten natürlich mit Respekt begegnen. Versuche den Wald und die Tierwelt durch ihre Augen zu sehen. Es ist unglaublich spannend, was die Menschen zu erzählen haben.
Entspannen in der Lodge und Amazonas-Geschichtsstunde
Für den Nachmittag hatten wir dann eigentlich eine Wanderung durch das Calanoa Reservat geplant, aber wie das eben so ist auf einer Amazonas Reise, ist uns das Wetter dazwischen gekommen. Es fing urplötzlich wolkenbruchartig an zu regnen. Also entschieden wir auf dem Geländer der Lodge zu bleiben. Juan erzählte mir viele interessante Legenden und Geschichten über die Einheimischen dort. Manche waren ganz schön gruselig, wenn ich ehrlich sein soll.
Pelazón: Ein schmerzhaftes Ritual
Die „Pelazón“ ist ein Ritual der Tikuna-Indianer. Es betrifft junge Frauen und Mädchen, die das erste Mal ihre Periode bekommen. Die Tikuna glauben daran, dass diese Mädchen von nun an auf das Erwachsenenleben vorbereitet werden müssen.
Zu diesem Zweck werden sie zunächst für einige Wochen, oder sogar Monate, von ihrem Volk isoliert untergebracht. Nur wenige weibliche Familienangehörige dürfen das Mädchen in dieser Zeit besuchen. Während dieser Isolationsphase bringen die weiblichen Angehörigen dem Mädchen bei, was es heißt eine Frau zu sein. Hierbei geht es vor allem auch um das Dasein als Mutter.
Ein einziger Kontakt mit einem Jungen oder Mann würde den Entwicklungsprozess, den das junge Mädchen nach dem Glauben der Tikuna in dieser Zeit durchläuft, unterbrechen.
Nach einer langen einsamen Zeit folgt das eigentlich Ritual „Pelazón“. „Pelo“ bedeutet „Haar“ auf Spanisch. Und eben das Haar ist Namensgeber für das, was nun folgt.
Bemalt und festlich gekleidet tritt das Mädchen vor die Gemeinde, mit geschlossenen Augen. Dann werden ihr die Haare mit den bloßen Händen vom Kopf gerissen. Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie blutig das teilweise ausgehen kann. Juan erzählte mir, dass in der Vergangenheit auch schon Mädchen an diesem Ritual gestorben sind.
Doch er erzählte mir auch, dass diese Art der „Pelazón“ mittlerweile verboten ist und nicht mehr praktiziert wird. Grundsätzlich gibt es das Ritual noch, doch heutzutage nutzen sie Scheren, um die Haare abzuschneiden.
Ich habe einen interessanten Artikel mit Bildern gefunden, der das Ritual detailliert erklärt. Er ist allerdings auf Spanisch.
Das Quecksilber-Problem
Auch dies ist eine traurige Geschichte. Juan erzählte mir, dass der Amazonas immer mehr unter dem Einfluss von Quecksilber leidet, und somit natürlich auch die Tiere in ihm.
Ursache des Problems sind die Goldgräber bzw. der Goldbergbau. Quecksilber wird zur Reinigung des Goldes genutzt. Mir persönlich war das vor meiner Amazonas Reise überhaupt nicht bewusst. Natürlich wusste ich um das Problem der Entwaldung, aber nichts über das Quecksilberproblem.
Es hat mir das Herz zerrissen 🙁 Die wunderschönen Flussdelfine, die Seekühe, und all die anderen Lebewesen des Amazonas. Allesamt stark gefährdet wegen des Quecksilbers. Der WWF hat dazu ebenfalls eine Meldung herausgebracht.
Juan erzählte noch viele weitere Anekdoten zu seinem Land und der Geschichte. Es war ein interessanter Nachmittag, der mich aber auch zum Nachdenken brachte. So viel natürliche Schönheit um mich herum – und auf der anderen Seite so vieles, was wir zerstören.
Nachtwanderung im Amazonas Regenwald
Ich hatte noch ein wenig Zeit, bevor es gegen 19 Uhr Abendessen gab. Also nutzte ich die Zeit, um Tagebuch zu schreiben. Es hatte mittlerweile aufgehört zu regnen. Ich hoffte also, dass unsere geplante Nachtwanderung heute Abend stattfinden würde.
Zum Abendessen traf ich auch die anderen Gäste der Lodge. Gemeinsam saßen wir unter einem riesigen Moskitonetz. Die herzlichen Mitarbeiterinnen der Lodge servierten tolles Essen. Yummy!
Die Frösche hatten bereits ihr nächtliches Konzert angestimmt 🙂 Ich liebe es!
Nach dem Essen ging es dann los zur Nachtwanderung, die direkt neben dem offenen Essensbereich begann. Ein älterer einheimischer Herr führte uns. Es ist faszinieren an dem wirklich unfassbar großen Wissen der Indigenen teilhaben zu dürfen.
Schon nach wenigen Metern sahen wir die erste Tarantel. Für mich hat der Regenwald bei Nacht etwas Magisches. So viele Geräusche, und überall kreucht und fleucht es. Alles ist voller Leben. Und du darfst Gast sein. Einfach traumhaft.
Tipp: Sprüh dich gut mit Mückenspray* ein. Es gibt gerade in der Dämmerung und bei Nacht extrem viele Moskitos. Ich hatte außerdem einen kleinen Rundschal* an, sodass ich auch Ohren und Hals schützen konnte. So war es gut auszuhalten.
Ich habe selten so viele Tiere auf einer Nachtwanderung gesehen, wie auf dieser. 2 Taranteln, eine giftige Baby-Coral-Snake, zahlreiche Frösche, Bullet Ants, Grashüpfer, und vieles mehr. Es war genial.
Nach der Wanderung fiel ich glücklich und zufrieden in mein Bett.
Möchtest du wissen, wie es weitergegangen ist? Dann schau im Teil 2 vorbei.
Interessierst du dich für weitere Reiseziele in Kolumbien? Dann schau doch mal in meinem Kolumbien-Reisebericht vorbei.
Warst du auch schonmal im Amazonas? Wie waren deine Erfahrungen mit Umweltproblemen? Welche Tiere hast du dort sehen können?
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